Nachdem mein letzter Bericht aus mehreren Gründen sehr kurz und knapp gehalten war, wird mein heutiger Bericht wieder wie gewohnt detailreich sein. Also los.
Wie in meinem letzten Bericht kurz erwähnt, haben wir mit dem Besorgen der Schulmaterialien für die schwer betroffenen Schüler des Scholarships die zweite unserer geplanten drei Phasen abgeschlossen. In der dritten Phase geht es darum, Kleidung, Möbel, Schäden an Häusern und ähnlichem zu analysieren. Aus diesem Grund habe ich am Sonntag, an dem ich natürlich wieder frei hatte, eine vorläufige Tabelle von Schülern aufgestellt, in welcher verzeichnet wurde, welche Schäden bei den entsprechenden Schülern vorliegen. Anschließend habe ich für die verschiedenen Schäden einen vorläufigen Betrag als Entschädigung/Ausgleich festgelegt.
Nebenbei lernte ich einen Teil der Familie des Hausverwalters kennen, die zu Besuch vorbei schaute. Für einige Partien Carom fand sich dabei auch Zeit (Inzwischen habe ich mich soweit verbessert, dass ich hin und wieder sogar eine Chance zum Gewinnen haben könnte 🙂 ).
Am Nachmittag besuchte ich meine ehemalige Unterkunft. Zuvor wollte ich eigentlich etwas durch die kleinen Läden in der Innenstadt bummeln und nach einigen Kleinigkeiten schauen, Sri Lanka T-Shirts, Gewürze, etc.. Als ich in der Stadt ankam war es mir allerdings etwas zu voll und ehrlich gesagt war ich etwas zu faul, daher ging ich praktisch direkt zur Familie. Nachdem ich am Poyaday des letzten Monats etwas unpassend erschienen war, hatte ich mir angewöhnt vorher eine SMS zu schreiben, ob es OK sei wenn ich an diesem Tag komme. In der Woche zuvor hatte ich daraufhin keine Antwort erhalten, weshalb ich nicht hin ging (inzwischen weiß ich, dass ich keine Antwort bekam aufgrund eines kaputten Handys). Dieses Mal konnte ich leider nicht schreiben, da ich kein Geld mehr auf der Karte hatte (Der Handyladen zum Aufladen liegt jedoch direkt daneben, weshalb ich mich dieses Mal ohne vorher zu schreiben auf den Weg machte).
Zum Abendessen blieb ich natürlich wieder. Erstmals seit dem ich wieder hier bin, verlor Adithi, die Tochter der Familie, ihr Schüchternheit mir gegenüber (dafür durfte ich dann gleich mit ihr auf dem durch den Regen nassen Balkon „Schlittschuhlaufen“ (für was hat man denn „große Brüder“ 😉 )).
Im Anschluss an das Abendessen saß ich noch mit dem Vater der Familie und einigen seiner Freunde zusammen um etwas zu trinken. Während dessen wurde eine kleine Suchaktion nach mir gestartet. Da der Hausverwalter nicht wusste, wo ich mich aufhielt, es war schließlich gegen 22:00, erkundigte er sich danach bei Reverent Vipassi, welcher wiederum Tesheema akka nach mir fragte. Daher erhielt ich eine etwas ärgerliche Nachricht von ihr (an diesem Abend war sie sowieso nicht gerade freundlich auf mich gesinnt, anderes Thema 😉 ), dass ich mich doch bitte auf dem schnellsten Wege auf den Rückweg zu meiner Unterkunft machen sollte. Dies tat ich dann auch in dem ich mit dem Motorroller zurück gebracht wurde (dieses Mal ohne Adithi Nangi. Die letzten Male hatte sie mich ebenfalls mit auf dem Motorrad bis zu meiner Unterkunft begleitet 🙂 ).
Montags wollte ich meine am Tag zuvor erstellte Tabelle präsentieren. Als Reverent Vipassi im Büro erschien, falls er vor Ort ist, hält er sich die meiste Zeit beim Tempel oder dem Haus der Mönche auf und kommt nur zwei oder drei Mal am Tag zum Büro, lief ich daher die wenigen Meter vom Büro zum Waitingroom in welchem sich bekanntlicher Weise „mein Büro“ und somit auch normalerweise mein Laptop befindet. Es tröpfelte etwas. Aus diesem Grund war der Steinboden etwas feucht. Der Weg zum Waitingroom lief problemlos ab. Interessant wurde es erst auf dem Weg zurück zum Büro.
Bisher war mir nicht bewusst, dass meine läuferische Beschleunigung so schnell ist, um meine Fußsohlen beim Loslaufen durchdrehen zu lassen. Es folgte eine Kombination aus Rad, Purzelbaum und Flugrolle mit anschließendem Strecksprung, wohlgemerkt, mit Laptop in der Hand. Für Kreativität hätte ich dafür höchstwahrscheinlich die Höchstpunktzahl im Sportunterricht erreicht. Glücklicherweise geschah diese Turneinlage im Rücken von Reverent Vipassi, sodass dieser, zumindest anfangs, nichts davon mitbekommen hatte. Nachdem auch die beiden Sekretärinnen keinerlei Fragen dazu stellten als ich ins Büro zurückkehrte, dachte ich das wäre es diesbezüglich. So stellte ich Reverent Vipassi die ausgearbeitete Tabelle vor. Fazit: Die Tabelle musste natürlich überarbeitet werden (war ja auch nur als erster Entwurf gedacht).
Während ich die Tabelle vorstellte, fiel mir auf, dass meine Hose an der Stelle meines Knies durch ein Loch verziert wurde. Auch meine Füße hatten am Spann etwas abbekommen. Durch die Feuchtigkeit des Bodens wurde das Blut natürlich noch verteilt. Daraufhin fiel dies natürlich auch den beiden Sekretärinnen auf. Im Nachhinein habe ich gemerkt, dass Tesheema meine Einlage allemal gesehen hatte ;). So bekam Reverent Vipassi schließlich durch unsere gegenseitigen Blicke doch Wind davon. Die Prüfung der Ersthelfer Kenntnisse der Sekretärinnen kann ich nun also auch von meiner To-Do Liste abhaken: Ausgezeichnet.
Am Nachmittag hatten wir nun Zeit die Tabelle zu überarbeiten. Hierfür wurden alle Schüler kontrolliert, ob sie in der richtigen Kategorie eingeordnet waren und die Beträge für die Schäden neu festgelegt. Bei den Preisen für bestimmte Dinge konnte ich am Tag zuvor eben nur schätzen. Zusammen mit Tesheema und Kasun habe ich schließlich die Tabelle festgelegt.
Der Dienstag lief etwas schleppend ab. Nachdem am Nachmittag wenig zu tun war, fand sich Zeit für einige neue Vokabeln. Ich muss leider zugeben, mein anfänglicher Enthusiasmus hat sich irgendwie verflüchtigt, seit mir bewusst ist, dass ich bald schon wieder nach Hause zurückkehre. Ich hoffe er kehrt zurück, wenn ich wieder zuhause bin. Im Laufe der Woche habe ich versucht, meinen Aufenthalt hier sogar noch zu verlängern. Das Problem daran, bis zum 12. August muss ich aufgrund des Sommerlagers der KjG Stupferich, in welchem ich als Gruppenleiter teilnehmen werde, wieder zurück sein. Meinen Rückflug umzulegen stellt kein Problem dar, allerdings, ich vermute mal durch die Ferienzeit, gibt es im betreffenden Zeitraum keinen freien Platz. Somit funktioniert dies leider nicht.
Am folgenden Mittwoch lief der Tag wieder geregelt ab. Die Auszahlungen für die Schüler wurden noch einmal durch Reverent Vipassi inspiziert. Geplant war das Geld bereits am folgenden Samstag auszuzahlen, oran dies scheiterte dazu komme ich noch.
Am Abend des Mittwochs ging es für mich und die Jungs noch einmal in die Stadt. Zum einen wollten wir das fehlende Geld für die Auszahlungen abheben, zum anderen stand ein Besuch im Supermarkt auf dem Programm. Denn, für den nächsten Tag war ein Einblick in die Deutsche Küche geplant. Nun mussten wir die benötigten Zutaten für „Käsespätzle“ dafür einkaufen. Nachdem wir unzählige Male von einer Seite auf die andere Seite des Ladens gelaufen waren und wieder zurück, hatten wir schließlich alle benötigten Zutaten beisammen.
Erinnerung, abheben des Geldes. Zum nun bereits unzähligen Male stellte sich die Karte zum abheben des Geldes mal wieder quer. Daher war es nur möglich einen Teil des Geldes abzuheben. Knapp die Hälfte des benötigten Betrages fehlt im Moment noch. Daher scheiterte die Übergabe am Samstag. Zudem hielt sich Reverent Vipassi am Samstag nicht in Matara auf. Also verständlich, dass wir die Übergabe verschoben.
Nachdem ich unsere Sekretärinnen bereits mit meiner von Deutschland mitgebrachten Spätzlepresse überrascht hatte, ich fürchte ich darf sie nun hier lassen, damit kann man nämlich auch einige der hier Einheimischen Speisen vorbereiten (wird in der englischen Version natürlich entfallen 😉 ), machte ich mich an das Vorbereiten des Teiges. Am Tag zuvor hatte ich bereits erfahren das Miss Kanthi Vegetarier sei. An diesem Tag wurde mir dann mitgeteilt, dass sie nicht Vegetarier, sondern Veganer ist. Dies stellte meinen eigentlichen Plan etwas auf den Kopf. Nachdem wir uns aus dem Haus der Mönche sowie verschiedenen anderen Stellen des Tempels und Centers die benötigten Töpfe, Schüsseln und weiteren Materialien organisiert hatten, ging es ans Mischen der Zutaten (nach Anleitung meiner Mutter). Kurzfristig hatte ich ein Rezept gefunden, welches Vegan sein sollte, keine Chemischen bzw. weiteren Zutaten benötigte und gleichzeitig funktionieren sollte. Mein Fazit: Katastrophe!!!
Das Mischen des Teiges funktionierte noch ganz normal und stellte keinerlei Probleme dar. Kurz gesagt. Der „Haufen“ welcher durch das Vegane Rezept entstand sah eher nach einem Haufen Hundefutter aus als nach etwas wirklichem zu Essen. Neben dem Kochen wurde ich nun durch unsere beiden Sekretärinnen Tesheema und Miss Kanthi, Gayan und der Mutter von Tesheema unterstütz bzw. bekam über die Schulter geschaut. Bis zu diesem Punkt war, mit Ausnahme der veganen Variante, alles in Ordnung. Aber bereits hier merkte ich, dass die anderen zwar daran interessiert waren, wie die deutsche Küche aussieht, jedoch nicht wirklich diese probieren wollten (zumindest erhielt ich den Anschein danach). Es folgte der Käse. In einer großen Schale, bzw. Wanne, versuchte ich nun den Käse zwischen den warmen bzw. heißen Spätzlen zum Schmelzen zubringen. Das Problem daran, durch die Größe der Schale kühlten diese zu schnell ab. Eine andere Möglichkeit den Käse zum Schmelzen zu bringen hatten wir nicht. Da konnten auch die angebratenen Zwiebeln nichts dran ändern. Das nächste Problem war, dass wir zu lange warteten (normalerweise wird hier eben mit den Händen gegessen, was bedeutet die Temperatur des Essens ist meist ziemlich gering), daher war das Essen im Endeffekt komplett kalt. In diesem Zustand wurde das Essen schließlich gekostet. Inzwischen waren auch Kasun und Govindi da.
Zugegeben. Ich konnte den anderen nicht wirklich böse sein, dass ihnen das Resultat nicht besonders schmeckte. Etwas enttäuscht darüber war ich aber dennoch. Immerhin die Hunde freuten sich darüber, denn die erhielten natürlich eine riesige Extraportion an Futter.
Ich weiß nicht, ob der anschließende Ausflug zum Strand mit Gayan, Kasun, Tesheema, Govindi und Nadun, der am Strand zu uns traf, bereits vorher so geplant war oder ob er nur als kleiner Ausgleich meiner wahrscheinlich doch anzusehenden Enttäuschung war. Jedenfalls ging es, wie bereits gesagt, mit allen zum Strand zum Kricket spielen. Es war das erste Mal meines diesmaligen Besuches, an dem wir wirklich alle zusammen etwas unternahmen. Falls es war, um mich aufzuheitern, dann hat es zumindest funktioniert :). Nach dem Kricketspielen folgte wie gewohnt eine Wasserschlacht, bei der es uns gelang nun endlich auch Gayan und Nadun zu durchnässen. Nangi und Akka und natürlich auch ich waren wie gewohnt patsch nass :).
Donnerstags Abends erhielt ich eine Nachricht der Jungs, dass ich am nächsten Morgen nicht wie geplant zum Center kommen würde, sondern, dass wir zusammen nach Galla fahren würden. Der Grund dazu, im Kricketstadium von Galla spielte die Nationalmannschaft Sri Lankas gegen Simbabwe.
Daher wurde ich am Freitagmorgen mit dem Auto von Nadun, Gayan und Kasun abgeholt und es ging nach Galla. Natürlich waren wir, wie üblicherweise 🙂 etwas spät dran. Das Spiel hatte bereits begonnen. Karten waren auch keine mehr verfügbar. Schlauerweise wurde das Stadion so gebaut, dass man von dem dahinter gelegenen Fort ebenso einen hervorragenden Blick, aus einer zwar etwas entfernten, aber erhöhten Position, auf das Spielfeld erhält. Daher begaben wir uns dort hin. Glücklicherweise erhielt ich einen Sonnen/Regenschirm, denn die Sonne brannte ziemlich stark auf das ansonsten ungeschützte Fort herab (einen Sonnenbrand an den Armen und meinem Hals habe ich dennoch bekommen, dafür keinen Sonnenstich 🙂 ). Zwischendurch besichtigten wir etwas das Fort.
Wenn ich eines über Kricket weiß, dann das es ein Spiel ist, welches sehr lange dauern kann. Daher verwundert es nicht, dass wir uns bereits gegen zwölf Uhr, nach knapp zwei Stunden, wieder auf den Weg nach Matara machten (wie das Spiel ausgegangen ist weiß ich übrigens nicht). Anschließend ging es zum Center.
Wie bereits schon einige Male zuvor, sollte ich auch samstags mit dem Bus zum Center fahren. Ob der Bus an diesem Tag einfach extrem früh an meine Station kam oder ob ich einfach etwas später dran war, was ich eigentlich nicht glaube, kann ich nicht sagen. Jedenfalls habe ich den Bus verpasst. Dummerweise hatte ich, wie bereits erwähnt, nachwievor kein Geld auf meiner Karte und mein Datenpaket für das Internet war zudem auch so gut wie aufgebraucht. Also konnte ich mich nicht bemerkbar machen und musste warten bis ich einen Anruf aus dem Center erhielt, wo ich denn bliebe. Mit dem Bus eine Stunde später, der natürlich etwas verspätet wie normalerweise an meiner Station ankam, gelangte ich schließlich zum Tempel. Die Schüler der Klasse 6 hatten bereits Aufgaben von Miss Kanthi bekommen, da ich ja zu spät kam.
Auf dem Unterrichtsplan in dieser Woche stand das Schreiben eines Briefes. Ob die Briefe, welche natürlich die Pateneltern als Empfänger aufwiesen, wirklich gesendet werden, bleibt den Schülern überlassen.
Nach dem Unterricht dauerte es einige Zeit bis ich zu meiner Unterkunft zurück gelangte, da der Mann der Englischlehrerin, welcher mich fahren sollte, sich noch in der Stadt aufhielt und die Jungs selbst unterwegs waren. Die Zeit bis dahin verbrachte ich bei der Englischlehrerin.
Ansonsten versuchen wir nach wie vor die 3. Phase abzuschließen. Ach ja. Im Laufe der Woche wurden die kaputten Nähmaschinen im Waitingroom repariert. Weiterer Punkt abgehakt.
Bis zum nächsten Mal
Euer Felix