Pojaday, Reis und mein Rücken

Der Reihe nach. Am Donnerstag war der allmonatliche „Pojaday“, daher frei für mich. Da an diesem Tag Einkaufsläden und ähnliches geschlossen sind, im Prinzip wie Sonntags bei uns, konnte ich nicht viel tun außer in meiner Unterkunft zu verweilen. Gegen Nachmittag beschloss ich schließlich meiner ehemaligen Unterkunft einen kleinen Besuch abzustatten. Wohlgemerkt war es von mir nur als ein kleiner Besuch gedacht. Dort wurde ich wie immer freundlich Empfangen. Wer sich daran erinnert, ich hatte bereits vor einiger Zeit eine Einladung der Familie erhalten zu einem Abendessen. Diese wurde jedoch mehrmals Aufgrund des Wetters und da ich keine Zeit hatte verschoben. Als ich nun zu Besuch erschien, wurde also begonnen dieses Abendessen für mich Vorzubereiten. Trotz des Pojadays. Da dies natürlich auf Singhalesisch von statten ging und ich somit nicht gleich einschreiten konnte, erfuhr ich erst davon, als alles schon im Gange war. Somit konnte ich an dieser Stelle leider auch nicht mehr gehen. Unteranderem wurde auf dem Schwarzmarkt (dieser Teil wird im Englischen Bericht natürlich fehlen) eine Flasche Arrak, ein aus zum Teil Reis gefertigtes Alkoholisches Getränk, besorgt. Dementsprechend spät wurde ich zurück in meine Unterkunft gebracht.

Der Freitag lief gewöhnlich ab.

Der Samstag. Ungewöhnlich an diesem Samstag, war eine außerordentliche Lehrerkonferenz.

Beschlossen wurde nun, für alle Betroffene Schüler Lebensmittelpakete Vorzubereiten sowie für schwer betroffene Schulmaterialien zu kaufen sowie einen finanziellen Betrag an Soforthilfe auszuzahlen. An diesem Punkt muss ich etwas erklären. Eine der – wirkliche Anweisungen habe ich überhaupt nicht erhalten – Anweisungen die ich erhalten habe war, das Geld direkt an die betroffenen Familien bzw. Schüler auszuzahlen da es natürlich weniger Arbeit ist. Da das Geld Bekanntlich erweise jedoch öfters für anderweitige Dinge investiert wird, als dem entsprechenden Sinn, habe ich mich, mit Ausnahme der Soforthilfe bei unserem Momentanen Schritt dagegen entschieden.

Sonntags, frei, stockte ich Dinge wie Haarshampoo, Zahnpasta und ähnliches auf, danach gab es noch einmal ein Abendessen bei der Familie (dieses Mal nach Verbot der Mutter an ihren Mann ohne Arrak (falls jemand nun falsche Schlüsse zieht, das Verbot bestand nicht wegen mir)).

Der Montag und Dienstag liefen wieder gewöhnlich ab. Mit Ausnahme des Montag Abends. Nachdem wir noch einmal ein Haus einer betroffenen Familie besichtigt hatten, waren wir in der Stadt unterwegs, um Preise der benötigten Lebensmittel und weiteren Materialien zu erkunden, die wir an die Schüler übergeben wollen. Im Anschluss daran wurde der Tag mit einem Eis beendet.

Interessant wurde es am Mittwoch. Endlich konnte damit begonnen werden die Pakete mit Lebensmitteln für die Schüler einzukaufen.

Somit wurde ich am Morgen direkt von Nadun, Kanthis und Tesheema mit dem TukTuk abgeholt und es ging in die Stadt. Angefangen wurde mit einer Ladung Reis. Die nahm jedoch schon so viel Platz bzw. Gewicht ein, dass Nadun und ich alleine zum Center fahren mussten um dort den Reis, welcher nur ein Teil der gesamten Menge war, abzuliefern. Ich war nun ja wirklich bei einigen Touren mit dem TukTuk dabei. Das das Tuktuk beim anfahren jedoch mit dem Vorderrad noch oben ging hatte ich dabei noch nie zuvor erlebt. Trotz extremen Steigungen und erheblicher Personen Zahl.

Den letzten Berg bis zum Center mussten wir die Reisladung halbieren und zweimal fahren, zusätzlich  das Tuktuk sogar noch mit anschieben, da dieses ansonsten keine Chance gehabt hätte.

Nach der anstrengenden Arbeit ging es wieder zurück in die Stadt, um den zweiten Teil der Lebensmittel und unsere beiden Sekretärinnen Kanthis und Tesheema abzuholen. Die hatten vorher auf uns gewartet. Den Bildern kann man entnehmen, dass auch diese Tour nicht viel Platz für Mitfahrer bot. Es war Mal wieder  gut kuschelig hinten drin (Tesheema akka wurde dabei mehr als einmal fast von einigen Großpackungen Nudeln erschlagen).

Auch die zweite Ladung an Lebensmitteln mussten wir natürlich auf den letzten Metern aufteilen.

  

Nun galt es schließlich die ganzen Lebensmittel zu sortieren. Teilweise verfügten wir über bereits abgepackte Pakete wie z.B. der Nudeln oder des Tees. Dinge wie Reis oder Dahn waren nur in großen Säcken verfügbar, somit mussten wir diese selbst in kleinere Mengen abpacken. Dies zog sich bis zum Nachmittag hin.

Zwischendurch hätte ich eigentlich noch ein Vorstellungsgespräch für einen Studiums Platz gehabt, welcher am Tag zuvor aus unerklärlichen Gründen verschoben wurde. Mit der Hilfe meiner Mutter konnte dieser jedoch auch an diesem Tag verschoben werden, es hätte an diesem Mittwoch überhaupt nicht rein gepasst.

Das abpacken der einzelnen Lebensmittel war jedoch nur die halbe Arbeit. Anschließend ging es an das richten der eigentlichen Pakete für die Schüler. Hierfür hatten wir große Plastiktüten die nun mit den verschiedensten Dingen wie Reis, Dahn, Tee, Zucker, Mehl oder Gewürzen gefüllt wurden. Insgesamt mehr als 80 Pakete.

Dies nahm praktisch die Zeit bis zum Abend in Anspruch. Jedes Paket wurde am Ende noch einmal kontrolliert um gegebenenfalls fehlende oder zu viele Lebensmittel auszuschließen. Anschließend wurden die Pakete noch einmal gewogen. Jedes der Pakete hatte etwas mehr als zehn Kilos. Die Menge der Leute die halfen kann ich leider gar nicht aufzählen, da es einige waren. Schließlich waren wir alle froh als das letzte Paket fertig gepackt war und wir mit dem Überprüfen fertig waren. Müde kehrte ich in mein Zimmer zurück (Das schwierigste des ganzen Tages war es, unsere kleine Brownie von den gut Riechenden Lebensmitteln fern zu halten. Zugegeben: Auch etwas unfair für einen kleinen Hund wenn alles nach Essen riecht ;))

 

 

 

 

Zur Ruhe kam ich jedoch nicht gleich. Wie bereits erwähnt ist meine diesmalige Unterkunft ein Gästehaus. Als dieses wird offenbar viel von Pendlern bzw. LKW Fahrern oder Leuten auf der Durchreise verwendet. An diesem Tag waren sehr viele Menschen im Gästehaus abgestiegen. Aus meinem Zimmer merkte ich, wie die Stimmen außerhalb meines Zimmers bzw. im Aufenthaltsraum meines Zimmers immer lauter wurden und erregter. Um Nachzuschauen was dort vor sich ging, öffnete ich für einen Moment meine Tür und sah mich im Aufenthaltsraum um. Am Ende des langen Raumes hatten sich einige Männer versammelt. Offenbar gab es irgendeinen Konflikt, denn einer der Männer versuchte auf einen der anderen Männer los zu gehen. Daraufhin zog ich mich wieder in mein Zimmer zurück.

Den Geräuschen im Haus nach zu urteilen ging es noch eine Weile lang hin und her. Das Gelage verschob sich immer wieder zwischen dem Aufenthaltsraum und dem Überdachten Vorbau außerhalb des Hauses welches praktisch direkt vor meinem, nicht unbedingt Schallisolierten, Fenster liegt. Auch die Erregung der Männer bzw. speziell eines der Männer nah immer wieder ab und zu. Nach knapp einer Stunde in welcher ich natürlich keinen Schlaf fand beruhigte sich die Lage schließlich wieder ordnungsgemäß.

Dementsprechend Müde fuhr ich jedoch am nächsten Morgen mit dem Bus zum Center. Es stand einiges auf dem Programm. Zum einen stand ein Besuch einer Familie auf dem Programm. Dementsprechend hatte Reverent Vipassi die Übergabe der Lebensmittel bzw. der noch für manche fehlenden finanziellen Soforthilfe für diesen Tag festgelegt. Ein Teil der Soforthilfe war bereits beim Besichtigen der Häuser übergeben worden.

Bedeutete wie mussten die große Halle Bestuhlen und Vorbereiten und die bereits gepackten Lebensmittel vom Waitingroom zur großen Halle bringen. Zur Vorstellung, dies ist eine Strecke von knapp 50 – 60 Metern. Bei 84 Paketen zu je 10,… Kilo und der natürlich herrschenden warmen Temperatur natürlich eine ziemliche Anstrengung. Zudem drängte die Zeit. Zum erleichtern jedes einzelnen lief nicht jeder die gesamte Strecke, sondern immer nur einen Teil bis zum nächsten. Erleichtert natürlich das Ganze. Als Anfang musste ich allerdings die natürlich auf dem Boden stehenden Pakete erst aufheben. Anschließend hätte ich nicht nur eine ordentliche Dusche sondern auch noch einen neuen Rücken gebrauchen können. Aber auch dafür war die Zeit natürlich nicht da. Mein T-Shirt konnte ich anschließend auswringen. Unter dem Wasserhahn wusch ich es so gut es ging etwas aus (Deo kam natürlich auch dazu). Ansonsten hätte ich mich nicht wieder unter Leute getraut. Auch meine Haare bekamen eine kurze Säuberung im Waschbecken. Anschließend sah ich fast wie geduscht aus (trotzdem nicht wirklich besser wie vorher L, dafür mit einem etwas besseren Gefühl). Immer mehr Menschen, die betroffenen Schoolarship Teilnehmer mit ihren Eltern kamen zum Tempel. Darunter war auch der Großteil meiner Ehemaligen Deutsch Klasse meines ersten Besuchs. Einerseits freute es mich die Mädchen wieder zu sehen. Die Umstände weshalb waren jedoch etwas bedrückend (Erstmals seit einer Weile war mein Gewicht/meine Figur mal wieder das Thema L).

Inzwischen war die Familie Ruth, der Heutige Besuch eingetroffen. Dies hatte mir allerdings noch keiner Mitgeteilt, daher war ich bei der Besichtigung des Tempels nicht mit dabei (gesehen habe ich ihn ja auch bereits mehrmals). Am Fuße der großen Treppe hatten sich die meisten der Flut betroffenen Schüler, getrennt nach direkt und indirekt betroffen, in zwei Reihen aufgestellt.

Nach dem Besichtigen des Tempels kehrte Reverent Vipassi nun mit der Familie zurück zur großen Halle. Dort konnten wir uns nun erst einmal miteinander Bekannt machen. Nach der ersten Begrüßung begann schließlich die Zeremonie. Als Gäste wurde die Familie sowie ich natürlich oben auf der Bühne neben Reverent Vipassi platziert. Govindi Nangi war wie bereits öfters zuvor die Rednerin und führte durch die Veranstaltung. Im Laufe wurden nun die Soforthilfen ausbezahlt bzw. die Lebensmittel von der Familie an die Schüler bzw. ihre Eltern überreicht.

Anschließend gab es klassisch wie für alle Gäste einen Tee im Waitingroom. Hierzu wurden Bilder der Hausbesichtigungen bzw. des Tages zuvor und der Paket Vorbereitung gezeigt.

Anschließend verließ uns die Familie, welche Samstagnacht zurück nach Deutschland kehrt, wieder in Richtung Koggala.

Abschließend einige Dinge. Zum einen bezüglich der betroffenen Schüler. Eine entsprechende Liste der betroffenen Schüler wurde in den letzten Tagen an Herrn Samuel Degen übersendet. Fragen ob spezielle Schüler bertoffen sind oder waren daher an ihn.

Einzelheiten der Schäden werden in Zukunft ebenfalls an ihn übersendet.

Als nächstes steht das organisieren der Schulmaterialien für direkt betroffene Schüler auf dem Plan.

 

Bis zum nächsten Mal

Euer Felix

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