Das Wasser der Flut hat sich mittlerweile vollständig zurück gezogen und es kann nun damit begonnen werden, betroffenen Familien und Menschen zu helfen.
Wer an dieser Stelle jedoch glaubt, wir konnten direkt mit den Schülern des Schoolarships beginnen, den muss ich leider enttäuschen. Zum einen war es nach wie vor schwierig einen Teil der Schüler zu erreichen, zum anderen ist Reverent Vipassi Thero natürlich nicht nur der Leiter des Schoolarships sondern auch das geistige Oberhaupt des Ortes. Als dieses hat er natürlich auch die Aufgabe, sich um die Unterstützung des Ortes und dessen Bevölkerung zu kümmern. Der Tempel und das Gelände um den Tempel wurden als eine Art Kommunaler Stützpunkt der Bezirks und der Bezirksleiterin behandelt, an dem zeitweilig ein kleines „Medicine Camp“ aufgebaut wurde. Täglich wurden Spenden von Wasser, Lebensmitteln, Schulsachen und ähnlichem aus
unterschiedlichen Teilen des Landes angeliefert.
Ebenso wie Listen der betroffenen Schoolarship Schüler wurden auch Listen für betroffene Dorfbewohner angefertigt. Aufgrund der kurzen Entfernung, ging dies natürlich um einiges schneller. Anhand dieser Liste wurden nun die gespendeten Güter an betreffende betroffene Familien ausgegeben.
Freitags nachmittags erhielten wir erneut eine sehr große Lieferung an Spenden von einigen Leuten aus Colombo. Diese war so groß, dass sogar ein Fernsehteam mit ausrückte, um dies aufzunehmen. Als Ausländer und zudem Weißer war ich für den Reporter natürlich ein gefundenes Fressen, somit kostete es mich etwas Überredungskunst diesen davon abzuhalten, mich zu interviewen. Zudem war er nicht gerade freundlich, sondern versuchte eher mich zu überrumpeln und damit an seine gewünschte Aufnahme zu gelangen. Ich war ganz froh, als Kasun mir zu Hilfe eilte und ihn davon abbrachte, mich weiterhin zu überreden zu versuchen. Anschließend musste ich quasi im Hause der Mönche versteckt werden, um nicht doch noch in seine Fänge zu geraten (Im Nachhinein habe ich erfahren, dass der Bericht wirklich nur dazu verwendet wurde, um Einschaltquoten zu erreichen, daher war es ganz gut, dass ich vor ihm flüchten konnte).
Im Anschluss wurden die Lieferer aus Colombo im Waiting room verköstigt. Es war interessant sich mit einigen von ihnen zu Unterhalten. Generell muss ich sagen, dass ich in dieser Woche sehr viele neue Menschen kennen gelernt habe. Sowohl helfende als auch betroffene (Inzwischen habe ich sechs bis sieben verschiedene Leute, die mir davon versuchen Singhalesische Wörter beizubringen,
bei der Menge komme ich leider meist nur durcheinander :().
Da die Hilfe des Vereines laut Satzung, wie bereits erwähnt, nur erlaubt Teilnehmer des Schoolarships zu unterstützen hing ich in dieser Woche etwas zwischen den Fronten. Zum einen war ich tagtäglich von Menschen umgeben, die Hilfe und Unterstützung gebraucht hätten oder immer noch brauchen, zum anderen konnte ich mit der Arbeit für die Schoolarship Schüler nicht beginnen, da wir immer noch nicht wussten, wie viele Betroffene es wirklich gab. Soweit es ging, habe ich daher versucht mich an den Arbeiten hier beim Tempel zu beteiligen. Das Bedanken einiger Menschen bei mir war mir dennoch unangenehm. Wirklich etwas für sie getan hatte ich nicht :(.
Beeindruckend ist das Verhalten der Menschen. Bereits kurz nach dem Verschwinden des Wassers fiel mir auf, dass viele einfach wieder in ihre Häuser zurückkehrten und soweit es ging weitermachten, als wäre nichts geschehen. Das noch in den Häusern stehende Wasser wurde einfach mit Besen oder Schrubbern aus dem Haus geschoben, der Dreck an den Wänden, welche das Wasser zurückgelassen hatte, einfach mit dem noch vorhandenen Wasser auf dem Boden abgewaschen.
Ebenso fand der Unterricht des Centers an diesem Samstag wieder statt.
Neben einem kleinen Spontanen Klassenausflug um das Center herum bis hin zum Tempel um Wegbeschreibungen zu üben, eine kleine Pause wurde nach dem anstrengenden Treppen laufen natürlich auch eingelegt, hatten wir eine ganz schwierige Aufgabe zu lösen. Eine Maus hatte sich in den Computerraum verirrt. Um diese davon zu überzeugen, sich doch besser einen anderen Ort zum Spielen zu suchen, benötigte es allerdings vier Leute, knapp eine halbe Stunde Zeit und fünf Besen, welche wir der ständig von einer Seite auf die andere Seite flüchtenden Maus in den Weg stellten. Nachdem sie sich zum fünften Mal unter den gleichen Tisch verkrochen hatte, gelang es schließlich sie in einer Tüte zu fangen und an einen praktischeren Ort umzusiedeln.
In meiner letzten Stunde stand das Training der Aussprache auf dem Programm. Hierzu wurden einige der bereits mit Reverent Vipassi gelernten Wörter, wie zum Beispiel, Feuerwehrmann, Ärztin aber auch Farben und Zahlen von mir, soweit es möglich war, in Singhalesischen Buchstaben für die Schüler dargestellt. Dies war sowohl für die Schüler als auch mich als Lehrer ziemlich witzig, da meistens, wie auch vorher bereits, einige meiner Buchstaben falsch geschrieben waren. Somit hatte ich meist gleich einen Schüler als Assistent mit an der Tafel, um mich zu verbessern.
In den letzten Tagen waren ein Großteil der Schüler von Govindi nangi oder Tesheema akka angerufen worden, um nach etwaigen Auswirkungen des Hochwassers zu fragen.
An diesem Punkt kann ich sagen, dass laut jetzigem Stand zum Glück keine der Familien von Todesopfern betroffen wurde. Zum Zeitpunkt der Überschwemmung waren annähernd 150 Schüler des Schoolarships betroffen. Von knapp 30 Familien ist klar das sie sehr viel dabei verloren haben. Mehr Details zu einzelnen Schülern gibt es leider nach wie vor nicht.
Im Anschluss an meinen Unterricht am Samstag starteten wir schließlich mit dem Van, um die ersten Häuser zu inspizieren. Zusätzlich wurden Taschen mit Lebensmitteln sowie Wasser für die Betroffenen mitgenommen. Die Häuser welche wir an diesem Tag besichtigten waren alle extrem von den Überschwemmungen betroffen worden. Darunter war unteranderem das Haus der Familie, welche wir bereits in der letzten Woche am Tempel, bei welchem sie untergekommen waren, besucht hatten. Soweit es möglich war, wurden Bilder der Schäden sowie den betroffenen Personen gemacht. Ich war mal wieder etwas sprachlos bei manchen Häusern. Teils wegen den Schäden des Wassers, teils aber auch einfach wegen den offensichtlich schon vorher herrschenden Verhältnissen. An den Verhältnissen kann ich natürlich nichts ändern :(.
In den folgenden Tagen sah mein Tagesablauf ähnlich aus. Bis zum Mittag bzw. Nachmittag waren wir beim Tempel, anschließend mit dem Van, einmal auch mit dem TukTuk (in dem Fall natürlich ohne Reverent Vipassi) on Tour und haben Häuser von betroffenen Familien angeschaut. Als nächstes werden wir sehen, welche Familien finanzielle Unterstützung bezüglich ihres Wohnraumes benötigen. Anschließend wird nach weiteren Schäden wie Kochutensilien aber auch Kleidung und weiterem geschaut. Zwar etwas langsam, aber es geht voran.
Euer Felix