Regen, Wasser, Flut

Über den Anfang der letzten Woche gibt es nicht viel zu berichten. Am Morgen wurde ich in meiner Unterkunft abgeholt und abends wieder zurück. Endlich fand sich die Gelegenheit mit Reverent Vipassi über einige der Punkte zu sprechen, welche mir für meinen diesmaligen Aufenthalt aufgetragen wurden (was davon nach den Geschehnissen der weiteren Tage umgesetzt wird, wird sich zeigen). Dienstags mittags stand mal wieder eine funeral auf dem Plan, bei der wir jedoch nicht lange beiwohnten, denn ich hatte mittels Skype ein Vorstellungsgespräch für einen Studiumsplatz daher musste ich zum Center und dem Internetanschluss zurück. Resultat: Angenommen. Ob ich jedoch wirklich nach Berlin gehen will dafür weiß ich noch nicht.

Zwischendurch erhielt der kleine Welpe, welcher mit den anderen Hunden die meiste Zeit um das Center oder den Tempel herum scharwenzelt einen Namen: Brownie (meist ist der oder die Kleine nur auf der Suche nach Futter und legt sich damit auch des Öfteren mit den großen an).

Und dann Nahm das Schicksal seinen Lauf. Bereits während der letzten Tage hatte es immer wieder kurzzeitig angefangen zu regnen. Was daraus folgen würde war zu diesem Zeitpunkt, jedenfalls für mich nicht erkenntlich. Heftige Regenschauer am Morgen des Mittwochs waren nur der Anfang davon. In diesem Moment konnte der Regen noch damit genutzt werden, um gefaltete Boote schwimmen zu lassen. Das geplante Abendessen bei der Familie meiner ehemaligen Unterkunft wurde aufgrund des Regens bereits abgesagt, da der Regen den Weg zum Markt unmöglich machen ließ.

Auch der Donnerstag sah nicht besser aus. Mit der Zunahme des Regens wurde das Büro des Centers, mal wieder, über-/durchflutet. Daher waren wir am Morgen hauptsächlich damit beschäftigt dieses Trockenzulegen und zu putzen. Bereits an diesem Tag war die Strom und Internetverbindung nicht sehr konstant, was bedeutete der Strom fiel immer wieder kurzzeitig aus (meine Singhalesisch Vokabeln konnte ich daher Mal wieder aufstocken).

Freitags sollte ich erstmals in dieser Woche mit dem Bus zum Center fahren. Pünktlich zur Abfahrtszeit stand ich also mit meinem Rucksack geschultert an der Haltestelle und wartete auf den Bus. Vergebens. Zwischenzeitig dachte ich schon ich hätte vielleicht den Bus verpasst, da manche Busse ihre Fahrtziele nur in Singhalesischen Buchstaben angeben, doch dann erhielt ich einen Anruf von Tesheema Akka. Daraus erfuhr ich erstmals, dass es einige Überschwemmungen gegeben hatte und die Buslinie zum Tempel an diesem Tag aus diesem Grund nicht fahren würde. Das mir angekündigte Fahrzeug welches mich nun in meiner Unterkunft abholen sollte tauchte jedoch nicht auf. Im Laufe des Tages erhielt ich Bilder der Jungs sowie Shaini akka, einer meiner ehemaligen Schülerinnen. Diese Bilder erklärten mir einiges. Gegen Nachmittag kamen die Jungs kurz mit dem Motorrad vorbei. Sie wollten nach mir sehen. Wie sie es geschafft hatten trotz Überschwemmungen aus dem Gebiet herauszukommen wusste ich nicht.

Auch wusste ich nicht, wie es nun weiter gehen würde. Das an diesem Samstag der Unterricht der Schüler nicht stattfinden würde, da diese das Center auf normalem Wege nicht erreichen konnten, war mir auch so klar. Mehr jedoch nicht. Daher war ich etwas überrascht und unvorbereitet, als Reverent Vipassi plötzlich mit dem Van bei meiner Unterkunft auftauchte. Mit ein paar Handgriffen verstaute ich das nötigste in meinem Rucksack. Glücklicherweise auch die Powerbank zum laden meines Handys (der Akku spielt leider nicht mehr ganz so mit), denn Strom gab es an diesem Tag beim Center natürlich keinen. Bevor wir jedoch zum Tempel und somit auch dem Center zurück fuhren, fuhren wir in die Stadt. An einer der öffentlichen Ämter erhielten wir Kisten voller, bereits vorbereiteter Lunch Pakete. Mit diesen im Gepäck ging es nun zum Center. Den Weg, welchen wir zum Center nahmen hatte ich bisher noch nie benutz, es war ein Weg welcher weiter Östlich lag und schließlich fanden wir uns auf dem Berg hinter dem Center wieder und kamen von der entgegengesetzten Richtung wie normalerweise.

Wie ich inzwischen erfahren hatte, wurde auch Kanthis, eine der beiden Sekretärinnen, von den Überflutungen betroffen und konnte daher nicht zum Center gelangen.

Mit dem TukTuk machte ich mich schließlich zusammen mit Reverent Vipassi, Gayan und Nadun auf in Richtung des Hauses von Kanthis, um die erhaltenen Lunchpakete zu verteilen. Bereits ein paar Minuten nachdem wir das Center verlassen hatten, kamen wir an eine Stelle, an der die Straße, aus deutscher Sicht eher ein etwas schmaler Feldweg im Wald, sich im Wasser verlor. Es war etwas schwer vorzustellen, dass wir diesen Weg vor einigen Tagen noch problemlos mit dem TukTuk befahren hatten. Einige Menschen standen an dem sich damit gebildeten Ufer und Unterhielten sich. Zwischen den aus dem Wasser aufragenden Bäumen und Häusern, welche natürlich unbegehbar waren, paddelte ein Mann mit einem offensichtlich selbstgebauten Floß. Ich habe überlegt ob ich dieses Bild fotografieren sollte, es kam mir in diesem Moment jedoch etwas gefühllos vor.

Bereits an diesem Tag erhielten wir die Nachricht, dass zwei der teilnehmenden Schüler sehr schwer von den Überschwemmungen bzw. den Regen bedingten Erdrutschen betroffen waren. Nach dem Abliefern der Lunchpakete machten wir uns daher auf, eine der beiden Familien zu besuchen. Bereits auf dem Weg dorthin erhielt ich einen Blick von oben über eines der Überfluteten Gebiete. Wenn mir jemand erzählt hätte dies sei ein See im Urwald hätte ich ihm das ohne wiederrede geglaubt.

Auch um das entsprechende Haus der betroffenen Familie zu besichtigen mussten wir uns einen Weg durch den Urwald bahnen. Vorbei an einigen verschonten Häusern und einem etwas aggressiven Rudel Hunde stiegen wir also zwischen Bäumen und Blättern den Berg hinab bis wir das Haus schließlich erreichten.

Wie man sieht, hat es einen Erdrutsch hinter dem Haus gegeben, was zur Folge hatte, dass das Haus von Geröll, Erde und Schlamm zu geschüttet wurde. Außer der Grundmauern ist dabei nicht viel übrig geblieben würde ich sagen. Was man davon retten kann wird sich zeigen.

 

Am Abend des Tages besuchten wir auch die zweite Familie, von welcher wir bereits wussten. Das Haus dieser Familie wurde durch den übertretenden Fluss überschwemmt. Daher war es uns auch nicht möglich einen Blick auf das Haus zu werfen. Die Familie ist zeitweilig in einem Tempel untergekommen.

Üblicherweise ist sonntags ja mein freier Tag. Am Abend zuvor hatte mir Reverent Vipassi allerdings angekündigt, die Jungs würden mich abholen um mir das Überschwemmungsgebiet an einer anderen Stelle zu zeigen. Da sie jedoch erneut Lunchpakete verteilen mussten, fand sich dafür keine Zeit. Da sie mir dies jedoch erst sehr spät mitteilten, blieb ich den ganzen Tag in meiner Unterkunft. Eigentlich war geplant gewesen an diesem Tag das bereits abgesagte Abendessen bei meiner ehemaligen Unterkunft nachzuholen. Problem daran war, dass die Trinkwasserversorgung der Innenstadt, so auch in meiner jetzigen Unterkunft, ausgefallen war. Aus diesem Grund wurde das Essen auch dieses Mal wieder abgesagt. Kurzum, ein etwas verkorkster und schlecht gelaufener Tag.

Die folgenden Tage sind eigentlich schnell erzählt. Am Montag war ich schließlich doch noch mit den Jungs unterwegs um einen Teil der Überschwemmten Gebiete anzuschauen. Nebenbei wurde in Karlsruhe der Bericht der BNN zu meinem Aufenthalt hier und den damit verbundenen Auswirkungen bearbeitet. Meine geschossenen Fotos sowie Informationen wurden daher sogleich nach Karlsruhe gesandt.

Täglich werden am Tempel und der großen Halle Lunchpakete für die Menschen gerichtet und vorbereitet da diese durch das Wasser natürlich nach wie vor nicht an Nahrung kommen.

Am Dienstagnachmittag besichtigte ich mit Reverent Vipassi einen Tempel in der Nähe. Dieser ist nur noch mit dem Boot zu erreichen, da die eigentliche Zugangsstraße komplett überflutet ist. Was hier aussieht wie eine Insel in einem See ist eigentlich ein Tempel inmitten von Reisfeldern. Auch hier werden Lunchpakete gerichtet. Laut Übersetzung von Reverent Vipassi für 2500 Menschen in der Umgebung.

Am Mittwoch hatte ich die Gelegenheit mit Reverent Vipassi eines der Häuser des Ortes anzuschauen, welche von den Überschwemmungen betroffen waren. Sieht man sich die Hauswand außen an, sieht man, in welcher Höhe das Wasser stand. Da die entsprechende Familie jedoch nicht Teilnehmer des Schoolarship Projektes ist kann ich in diesem Fall nichts bewirken da dies nur für Teilnehmer erlaubt ist. In der Richtung fürchte ich muss ich in den nächsten Tagen und Wochen etwas aufpassen was Reverent Vipassi tut. Zugegeben. Als Geistiges Oberhaupt des Ortes ist es auch schwer zu differenzieren zwischen normalen Dorfbewohnern und Schoolarship Teilnehmern.

Interessant war es zu sehen, als ein Traktor mit einem vollbeladenen Anhänger voller Elektronik Geräte wie Fernsehern oder CD-Playern vorbei fuhr. Dem Aussehen dieser nach hätte ich gesagt diese seien auf dem Weg zum nächsten Schrottplatz, was es hier in der Form wie wir es kennen wahrscheinlich gar nicht gibt. Diese Geräte waren jedoch auf dem Weg zum reparieren. Etwas auf welche Idee bei uns eigentlich niemand gekommen wäre.

Ansonsten müssen wir nach wie vor darauf warten, bis das Wasser verschwunden ist bzw. wir die Schüler erreichen können. Immerhin. Sowohl die Wasserversorgung der Innenstadt als auch die Strom und Internet Versorgung beim Tempel funktionieren wieder.

 

Bis zum nächsten Mal

Euer Felix

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